Die Aktienkurse stehen so tief wie seit März nicht mehr. Parallelen zum vergangenen Jahr machen Hoffnung. Und der Oktober zählt typischerweise zu den besten Aktienmonaten
Die Aktienmärkte haben derzeit mit einer Reihe unerfreulicher Nachrichten zu kämpfen. Am Mittwoch war dies eine Mischung aus zunehmenden Sorgen um den chinesischen Immobilienkonzern Evergrande, dessen Chef offenbar unter Polizeiüberwachung gestellt wurde. Und zum zweiten gab das von den Nürnberger Konsumforschern der GfK ermittelte Konsumklima keinen Anlass zur Hoffnung. Der Indikator für den Oktober sank um 0,9 Punkte auf minus 26,5. Das ist ein noch tieferer Wert als zu Beginn der Corona-Pandemie. Vor einem Jahr, als ein Winter mit Gasmangel befürchtet wurde, lag der Index indes mit minus 40 noch tiefer.
„Damit dürften die Chancen auf eine Erholung der Konsumstimmung noch in diesem Jahr auf Null gesunken
sein“, sagt GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. „Gründe dafür sind eine anhaltend hohe Inflationsrate aufgrund stark steigender Lebensmittel- und Energiepreise. Somit wird der private Konsum in diesem Jahr keinen positiven Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung leisten.“
Die Menschen halten ihr Geld angesichts der unsicheren Lage lieber zusammen. Die Sparneigung erreicht mit 8 Punkten den höchsten Wert seit der Euro-Staatsschuldenkrise im Jahr 2011. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Einkommenserwartung der Menschen stabilisiert. Damals befürchteten sie erhebliche Einkommensverluste. Doch die Anschaffungsneigung bleibt mit minus 16 Punkten sehr niedrig.
„Steigende Ausgaben für Lebensmittel und Energie belasten die Budgets der privaten Haushalte und lassen weniger finanzielle Mittel für andere, vor allem größere, Anschaffungen“, analysieren die Fachleute der GfK. „Folglich wird die Konsumfreude erst dann wieder zurückkommen, wenn die Inflationsrate auf ein akzeptables Niveau zurückgeführt wird und die Haushalte spürbare reale Einkommenszuwächse verzeichnen können.“
Die Aktienmärkte hoffen seit Wochen auf Signale, die eine Konjunkturbelebung andeuten könnten. Da dies auch am Mittwoch ausblieb, eröffnete der Dax abermals 0,2 Prozent tiefer auf 15.225 Punkten und damit auf einem Niveau, das zuletzt im März so niedrig war. Seit Ende Juli ist der Dax um mehr als 1000 Punkte gefallen. Er zeigt damit einen sehr saisontypischen Verlauf, wonach die Aktienmonate August und September die schwächsten eines Jahres sind.
Liegt der Tiefpunkt wieder Ende September?
Im vergangenen Jahr befand sich der Tiefpunkt des Jahres Ende September, bevor mit einer ausbleibenden Gasmangellage die Stimmung an den Börsen wieder besser wurde. Von zeitweise weniger als 12.000 Punkten erholte sich der Dax recht zügig wieder auf Werte von mehr als 15.000 Punkten.
Einen solch großen Sprung um mehr als 3000 Punkte traut ihm derzeit kaum jemand zu. Allerdings mehren sich die Stimmen, die von einem zu großen Pessimismus in den Kursen sprechen und in den aktuell niedrigen Bewertungen gute Einstiegschancen sehen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10 liegt der Dax jedenfalls deutlich unter seinem langjährigen Durchschnitt von 14.
Die spannende Frage der nächsten Wochen wird sein, wie stabil sich die Unternehmensgewinne entwickeln. Bisher haben sie sich sehr robust gezeigt. Sollte sich dies auch in der nächste Woche beginnenden Berichtssaison über die Geschäfte im dritten Quartal bestätigen, dürften die Aktienkurse aufatmen. Auch das wäre saisontypisch. Der Oktober gilt als einer der besten Aktienmonate – meistens, aber eben nicht immer.
Quelle: Frankfurter Allgemeine
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